Ausverkauf bei Obama

Anfangs habe ich mich ja noch gefreut, wenn ich von Barack, Michelle oder Jim persönliche E-Mails bekommen habe. Doch inzwischen nervt’s.

Wer sich einmal per Mail-Adresse bei der Kampagne von Barack Obama gemeldet hat, weiß wovon ich rede. Immer wieder finden sich in meinem Posteingang Mails von Kampagnen-Chef Jim (Messina), von Michelle oder Barack – gerne mit einer persönlichen Anrede wie „Thank you George“.

Das eroffte Angebot für ein Interview war bislang nicht dabei, dafür aber schon häufiger Einladungen zum Abendessen. Und auch der geforderte Preis („chip in five Dollar or more“) scheint nicht allzu hoch. Aber leider geht es doch nur ums schnöde Geld: Obama & Co. sammeln Spenden, auf allen Kanälen, mit allen Mitteln. Dabei setzen sie, um gegen die Großspender des Gegners Mitt Romney mithalten zu können, auf die Kraft der Masse. Immer wieder werden Millionen von potentiellen Unterstützern per Mail, Telefon oder TV-Anzeigen um Kleinstspenden gebeten.

Inzwischen scheint die Obama-Kampagne jedoch auf das Niveau von Ramschhändlern herabgesunken zu sei. Ok, es sind nur noch gut zwei Wochen bis zur Wahl, danach sind alle Wahlkampfmaterialien wertlos. Aber müssen Sprüche wie „Alles muss raus“, „kostenloser Versand“ und so weiter wirklich sein?

Man könnte Anzeigen wie die oben gezeigte ja für Selbstironie halten. Ist es aber nicht, sondern tödlicher Ernst. Denn jeder Dollar an Spenden ist für einen Bruchteil einer Sekunde an Werbezeit in den heiß umkämpften Swingstates gut – und damit im knappen Kampf um die letzten Stimmen wichtig.

Georg Watzlawek

Autor: Georg Watzlawek

Journalist, Ökonom, Blogger. Lokal global, mit einem besondern Blick auf die USA, Russland und Bergisch Gladbach.