Nah dran: Keine Euphorie, aber Optimismus in Chicago

Der Wahltag läuft in Chicago ruhig an. Barack Obama macht eine Runde durch seine alte Nachbarschaft, in den Wahllokalen gibt es nur kurze Schlangen. Doch die Menschen sind sich sicher,  das die Wahlbeteiligung hoch ausfällt – und ihr Kandidat gewinnt.

Das Haus der Obama-Familie im beschaulichen Stadtteil Hyde Park im Süden Chicagos ist weiträumig abgesperrt. Und auch vor dem Wahlkampfbüro der Demokraten ein Stück weiter die Straße runter stehen ein halbes Dutzend Polizeiautos. Dazwischen allerdings zwei lange schwarze Limousinen mit Standarten – und gegenüber auf dem Fußgängerweg ein Dutzend kreischender Frauen: „Obama, Obama!“

Tatsächlich stattet der Präsident dem Wahlkampfbüro, in dem sich die Freiwilligen drängeln, einen kurzen Motivationsbesuch ab. Heute geht es um alles – und darum, jede einzelne demokratische Stimme an die Wahlurne zu bringen. Auch wenn es keinen Zweifel gibt, dass Illinois für Obama stimmen wird, „Get the vote out“ ist das Motto der Stunde.

Obama Fans

Die schwarzen Frauen, die Obama gerade bejubelt hatten, drängen zurück an ihren Arbeitsplatz in der benachbarten Uni-Verwaltung. Aber für zwei Fragen haben Sie noch Zeit:

Wer gewinnen wird? Ist doch klar.

Gibt es in Hyde Park irgendjemanden, der den Republikaner Mitt Romney wählen wird? Noooo Sir!

Der Rest geht in Gelächter und Jubel unter: „Obama, Obama!“

Video: Obamas Kolonne in Hyde Park

Eine Parallelstraße weiter befindet sich die Grundschule, in der Obama vor vierJahren seine Stimme abgegeben hatte. Dieses Mal nutzt er das „Early Voting“, also heute keine Chance, den Präsidenten zu beobachten. Es gibt nur kurze Schlagen, geduldig arbeiten sich die Wähler durch den langen Wahlzettel, auf dem neben dem Präsidenten und em lokalen Kongressmann noch sehr viele andere Posten stehen: vom Polizeichef über den Richter bis zum Schulrat. Mitarbeiter der Demokraten haben draußen ein Muster verteilt, damit auch bei allen Positionen das Kreuz an der richtigen Stelle landet.

Video: So sieht es in Obamas Wahllokal aus

Der Reporter im Wahllokal

Kleinere Probleme gibt es auch bei dieser Wahl. „Die haben die Wahlkreise schon wieder verändert – ich musste erst mal recherchieren, wo ich wählen kann“, berichtet Sue Walker. Auch sie ist sich sicher, dass die Wahlbeteiligung hoch sein wird. „Klar, 2008 hat hier eine ganz andere Begeisterung geherrscht. Aber auch dieses Mal sind wir alle dabei – um Obamas zweite Amtszeit zu sichern.“

Obama selbst ist mit der Familie in seinem Haus am Hyde Park Boulevard zu Mittag, am Nachmittag will er mit engen Freunden und Beratern eine Runde Basketball spielen – wie vor jeder wichtigen Wahl. Eine Tradition, mit der er nur 2008 vor der Vorwahl in New Hampshire gebrochen hatte. Damals hatte er prompt verloren. Das soll ihm heute nicht wieder passieren.

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Dieser Beitrag ist Teil einer Reise durch einige US-Bundesstaaten, die bei der Wahl am kommenden Dienstag besonders wichtig sind. Weitere Fotos gibt es hier, die Reiseroute sieht so aus:

US-Wahlkampfreise Midwest 2012 auf einer größeren Karte anzeigen

Georg Watzlawek

Autor: Georg Watzlawek

Journalist, Ökonom, Blogger. Lokal global, mit einem besondern Blick auf die USA, Russland und Bergisch Gladbach.