Nah dran: Obamas Geheimwaffe

Immer dann, wenn es für Barack Obama kritisch wird, setzt er seine spezielle Waffe ein: First Lady Michelle Obama. Sie ist eine begnadete Rednerin mit Popstar-Status – allerdings nur bei den Anhängern der Demokraten. Doch sie hat ein Rezept, wie sie ihre Motivationskraft weit darüber hinaus wirken lassen kann. Ihren „geheimen Plan“ verrät sie bei einem Auftritt in der kleinen Unistadt Oxford, im äußersten Westen des so wichtigen Swingstates Ohio.

Michelle Obama setzt ihre Wahlkampfauftritte sehr gezielt ein – und sie hat eine Zugkraft, die mindestens so groß ist wie die von Präsident Barack Obama. Drei Stunden vor Beginn ihrer Rede in der Miami-Universität in Oxford zieht sich eine Schlange um den ganzen Block herum.

Aber genauso wie zuvor bei den Wahlkampfveranstaltungen von Obama und seinem Konkurrenten Mitt Romney sind auch in Oxford unter den Besuchern nur Menschen, die ihre Entscheidung längst für den eine oder den anderen Kandidaten längst getroffen haben. Mit ihrer leidenschaftlichen Rede, die Michelle Obama später in der Sporthalle der Miami-Universität halten wird, erreicht sie keinen einzigen der so wichtigen unentschiedenen Wähler.

Das ist ihr auch klar – und daher zielt der sorgfältig orchestrierte Auftritt der First Lady einzig und allein auf eine hohe Wahlbeteiligung. In den allerletzten Tagen vor und am Tag der Wahl selbst gibt es für die Obama-Kampagne nur noch einen einzigen Slogan: „Get the vote out!“

Wie immer bei den amerikanischen Wahl-Rallys gibt es auch in Oxford eine lange Reihe von Vorrednern, die allesamt das gleich Motto intonieren: Nutzt die Möglichkeiten der vorzeitigen Stimmabgabe – und meldet Euch als Freiwillige, um am Dienstag dabei mitzuhelfen, dass möglichst viele Menschen ihre Stimme abgeben.

„Ich verrate Euch jetzt meinen geheimen Plan“, ruft Michelle Obama in der Sporthalle den Studenten zu: „Ihr geht jetzt hier raus, findet jemanden mit einem Klemmbrett und tragt Euch für den Wahldienst ein. Habt Ihr das verstanden?“

An diesem Dienstag, hämmert Michelle Obama den Zuhörern immer wieder ein, gehe es um alles oder nichts. Und die Entscheidung wird knapp, sehr knapp. 2008 habe Barack Obama Ohio mit einem Vorsprung von 360.000 Stimmen gewonnen, was nur 24 Stimmen pro Wahlkreis waren. Diese Zahl zeige, wie wenige Stimmen das Ergebnis kippen können. Und das gilt 2012 in Ohio noch viel mehr als 2012: wer Ohio gewinnt, das ist so gut wie sicher, gewinnt auch die Präsidentschaftswahl.

„Wenn Ihr jemanden kennt, der glaubt, dass seine Stimme nicht wichtig ist – redet mit ihnen, macht ihnen klar, dass sie eine echte Wahl haben“, feuert Michelle Obama ihre Anhänger an. „Wir können nicht zurückweichen, wir werden nicht umkehren – denn wir haben noch so viel zu tun. Wir brauchen vier weitere Jahre!“

Hier gibt es einen detaillierten Bericht von Michelle Obamas Auftritt in Oxford mit zahlreichen Fotos und weiteren Videos.

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Dieser Beitrag ist Teil einer Reise durch einige US-Bundesstaaten, die bei der Wahl am kommenden Dienstag besonders wichtig sind. Weitere Fotos gibt es hier, die Reiseroute sieht so aus:

US-Wahlkampfreise Midwest 2012 auf einer größeren Karte anzeigen

Georg Watzlawek

Autor: Georg Watzlawek

Journalist, Ökonom, Blogger. Lokal global, mit einem besondern Blick auf die USA, Russland und Bergisch Gladbach.